
Stimmen aus Tschernobyl
6395von Elzbieta Bednarska
Premeire: 13.01.17
Die Entschleierung des "friedlichen" Atoms im Reaktorunglück von Tschernobyl war ein missglücktes Experiment der Hochrisiko-Technologie. Die Entfesselung des atomaren Höllenfeuers. Wir betraten eine Welt, in der das Böse keine Erklärungen abgibt. Es offenbart sich nicht. Es kennt keine Gesetze und Grenzen. Töten kann das abgemähte Heu. Der geangelte Fisch, das gefangene Wild. Ein Apfel. Tschernobyl ist der verkehrte Garten Eden. Angriff auf alles Lebendige selbst. Diese Zone ist nicht irgendwo, weit weg. Sie hat sich auf die ganze Welt erweitert. Wir sind drin. Teil des Experiments. Im Kern Resultat einer Wissenschaft und Gesellschaft, die die Wahrheit über Tschernobyl bis heute gefangen halten. "Ich habe gesehen, wie der Vor-Tschernobyl-Mensch zum Tschernobyl-Menschen wurde." (Swetlana Alexijewitsch) Das Buch "Tschernobyl. Eine Chronik der Zukunft" der weißrussischen Literaturnobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch ist die Inspirationsquelle der künstlerischen Arbeit des international besetzten Ensembles aus fünf Schauspielerinnen und Schauspielern, drei Musikerinnen und Musikern und einer Sängerin. In einem mehrwöchigen gemeinsamen Probenprozess wird die theatralisch-musikalische Bühnenfassung aus den individuellen Zugängen und den kreativen Beiträgen der Künstler und Künstlerinnen zum Thema Tschernobyl erarbeitet. Ein Dialog der Künste Schauspiel, Musik, Gesang, Pantomime, Licht und Video entsteht, er bildet das lebendige Ausdrucksgeschehen der Stimmen aus Tschernobyl.
Für die Aufführungen hat die Regisseurin sich für das SOEHT.7, im ehemaligen Frauengefängnis Lichterfelde, Söhtstr.7, 12203 Berlin, entschieden. Vorplatz, Lichthof, Gänge, Zellen und Kapelle des Gefängnisses werden durch die Inszenierung bespielt. Durch die raumspezifische künstlerische Arbeit im ehemaligen Gefängnis betonen die Stimmen aus Tschernobyl jene Dialektik der Entschleierung des "friedlichen" Atoms und seiner Entfesselung als atomares Höllenfeuer sowie einer Wissenschaft und Gesellschaft, die die Wahrheit über Tschernobyl bis heute gefangen halten.
Team
Regie: Elzbieta BednarskaSchauspiel: Katja Tannert, Jule Torhorst, Nico Ehl, Richard Schnell
Gesang: Sophie Tassignon
Musik: Agata Gromek, Konrad Roginski, Ingo Ross
Kostüme: Daphne Roeder
Video : Declan Hurley
Licht: Juri Rendler, Zachary Schellin
Textfassung: Elzbieta Bednarska
Plakat: Leszek Zebrowski
Unter Mitwirkung von
Dr. Sebastian Pflugbeil (Gesellschaft für Strahlenschutz)


